In meiner Funktion als beratender Arbeitsmediziner werde ich in letzter Zeit häufig zum Thema Corona-Impfstoff gefragt.
Aktuell (03/2021) sind in Deutschland drei Impfstoffe gegen Covid-19 auf dem Markt, zwei mRNA-Impfstoffe („Corminaty®“ [BioNTech] und „Covid-19 Vaccine Moderna®“) und ein Vektorimpfstoff (Covid-19 Vaccine AstraZeneca®).
In den Phase-III-Studien zur Zulassung der Impfstoffe wurde sehr genau nach Impfreaktionen und Impfkomplikationen geschaut. Seit Beginn der Impfungen in Deutschland am 27.12.2020 werden Verdachtsfälle an das Paul-Ehrlich-Institut gemeldet und beobachtet. Inzwischen sind in Deutschland gut 3.000.000 Impfungen mit den mRNA-Imfstoffen erfolgt und insbesondere in Großbritannien über 10.000.000 Impfungen mit dem Vektorimpfstoff. Erfahrungen sind also reichlich vorhanden.
Als Impfreaktion werden lokale (an der Einstichstelle) und allgemeine Symptome bezeichnet. Sie erfordern kein ärztliches Handeln klingen nach maximal drei Tagen vollständig von alleine ab. Sie sind als Ausdruck der Immunantwort des Körpers zu verstehen.
Zu diesen Impfreaktionen gehören insbesondere Abgeschlagenheit, erhöhte Temperatur und Fieber bis 38,5°C, Kopfschmerzen, Schmerzen oder Schwellungen an der Einstichstelle.
Impfkomplikationen sind schwerwiegend und meist allergischer Art. Insgesamt weisen die Daten auch unter Einbezug der Erfahrungen aus Großbritannien bei keinem der drei Impfstoffe auf ein erhöhtes Risikosignal hin.
Studiert man die Aufklärungsbögen für den jeweiligen Impfstoff, zeigen sich gewisse Unterschiede bei den Impfreaktionen. Abgeschlagenheit (ca. 60%) und Schmerzen an der Einstichstelle (ca. 80%) sind bei den mRNA-Impfstoffen, erhöhte Temperatur beim Vektorimpfstoff (35%) wahrscheinlicher als beim jeweils anderen Impfstofftyp.
Schaut man genau hin, muss praktisch jede geimpfte Person mit einer Impfreaktion rechnen und wenn es „nur“ die Schmerzen an der Einstichstelle sein mögen. Mehr als jeder zweite berichtet über „Abgeschlagenheit“. Erhöhte Temperatur oder Fieber findet sich bei den mRNA-Impfstoffen bei jeder zehnten, bei dem Vektorimpfstoff bei jeder dritten geimpften Person. Über das Ausmaß der Symptome ist damit allerdings nichts gesagt, erfahrungsgemäß ist die Symptomatik jedoch mild, bei jüngeren Menschen etwas ausgeprägter als bei älteren.
Zum Vergleich: Bei der „Grippe-Impfung“ berichtet nur knapp jeder zweite über mindestens eine Impfreaktion.
Weil Impfreaktionen bei der Impfung gegen Covid-19 praktisch dazugehören, sollte insbesondere Personal in Pflegeeinrichtungen über einen Zeitraum von mehreren Tagen geimpft werden
Quellen:
[1] Sicherheitsbericht des Paul-Ehrlich-Instituts bzgl. Verdachtsfällen Nebenwirkungen und Impfkomplikationen nach Impfung zum Schutz vor COVID-19
[2] Aufklärungsmerkblatt zur COVID-19-Impfung mit mRNA-Impfstoff
[3] Aufklärungsmerkblatt zur COVID-19-Impfung mit Vektorimpfstoff
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