Kann man sich mit dem Impfstoff von AstraZeneca noch ruhigen Gewissens impfen lassen?
Zunehmend werden Personen mit dem Impfstoff AstraZeneca geimpft. Durch die aktuellen Pressemeldungen (Impfstopp in Dänemark und Norwegen wegen möglicher Gerinnungsstörungen) entsteht eine starke Verunsicherung. Die Fragestellung erreicht mich als beratender Arbeitsmediziner natürlich umgehend.
Wie sollte man sich positionieren?
Faktenlage
Die Vorfälle sind noch in Klärung.
Allerdings hilft vielleicht diese kleine Geschichte:
Ein rüstiger, 78-jähriger Rentner frühstückt sein Frühstücksei und geht dann zur Impfung. Am Abend erleidet er einen Herzinfarkt und verstirbt.
War nun die Impfung die Ursache dafür? Oder gar das Frühstücksei?
Hintergrundinfo: In der Altersklasse der über 75-Jährigen sterben täglich in Deutschland 12 Personen an einem Herzinfarkt.
Zur aktuellen Fragestellung: Thromboembolische Ereignisse wurden auch in Deutschland bereits wiederholt gemeldet. Die Anzahl dieser thromboembolischen Ereignisse insgesamt liegt aber nicht höher, als bisher im ersten Quartal zu erwarten gewesen wäre – auch ohne Impfungen gegen Corona. Wenn es ein impfbedingtes Risiko gibt, dann ist es jedenfalls sehr gering.
Hintergrundinfo
Insgesamt wurden in Deutschland bereits über 300 Todesfälle in zeitlichem Zusammenhang mit der Corona-Impfung gemeldet, davon über 250 mit dem BioNTech-Impfstoff, mit dem ja auch die meisten Impfungen erfolgt sind.
Das Paul-Ehrlich-Institut hat dazu eine Stellungnahme veröffentlicht.
Das wahrscheinlichste Risiko für die „jüngeren“ Menschen bis 60 Jahre besteht im Post-Covid-19-Syndrom (also Langzeitfolgen nach Covid-19-Erkrankung). Etwa jede fünfte Person mit überstandener SARS-CoV-2-Infektion entwickelt es, jeder vierte davon mit schwerer Symptomatik (also 5%).
Dazu gehören Gefäßerkrankungen (z.B. Vaskulitiden, Herzmuskelentzündungen), neurologischen Ausfällen (z.B. Konzentrationsmangel, Wortfindungsstörungen), pulmologische Defizite (z.B. Luftnot bei Belastung) usw. Betroffen von schwerer Symptomatik in Deutschland sind von den unter 60-jährigen aktuell etwa 90.000 Personen. Das größte Risiko ist natürlich der Tod durch Corona, in Deutschland haben wir bei Personen unter 50 Jahren aktuell knapp 600 Todesfälle, bei den bis 60-jährigen kommen noch knapp 1.900 Todesfälle dazu.
Beurteilung
In Anbetracht dieser Überlegungen und Zahlenverhältnisse wäre es meines Erachtens ein Fehler, auf die Impfung zu verzichten.
Ich würde jedem Unternehmen empfehlen, sich weiterhin für die Impfungen der Belegschaft einzusetzen und dies sobald wie möglich innerbetrieblich zu organisieren (nach aktueller Informationslage wohl frühestens ab Mai 2021).
Quellen:
[1] Stellungnahme Paul-Ehrlich-Institut bzgl. Thromboembolie
[2] Altersverteilung Sterbefälle durch/mit SARS-CoV-2
[3] Altersverteilung Infektion mit SARS-CoV-2
[4] Altersverteilung Sterbefälle durch Herzinfarkt
[5], [6] Post-Covid-19-Syndrom
Bildnachweis: Pixabay, Peggy & Marco